
Sendung
Die Geschichten deines Lebens
Beschreibung
Geboren worden, im Schloss aufgewachsen, die anderen Kinder auf hawaiianisch gerufen, in einem anderen Schlosspark gespielt, zur Schule gegangen, mit einem Schäferhund gekämpft, Ferkel gerettet und den festen Vorsatz gefasst, Damenfussballmannschaftstrainer zu werden, einige Schulen durchprobiert, zu rauchen begonnen. Irgendwann zwischen dem fünfzehnten und sechzehnten Lebensjahr aus dem Weinzierler Nest geworfen und sofort fliegen gekonnt. Danach die Dekorationsabteilung bei Intersport durcheinander gebracht, von Interpol in Italien wiedergefunden worden, als verlorener Sohn wieder in der guten Familie nach christlichen Werten aufgenommen worden, dann drauf gekommen, dass da kein Platz war.
Wieder zurück nach Wien, mit dem Plan ins Kloster zu gehen – was zumindest die Ernährungsversorgung in dieser Zeit sicher stellte – und Romreisen (damals konnte man im Sommer noch die Türen im Zug aufmachen), viele, viele, unanständig viele Romreisen. Beschäftungstherapie am Bau – das Fitnesstraining der 80ziger – Fokuhila inbegriffen. Vorübergehend unheilig geworden, in besetzten Häusern geschlafen, ein Jahr Tanz studiert, ein Jahr Tanz unterrichtet, irgendwann dazwischen mit einer rothaarigen Innsbruckerin im Zug Nummer Sechsunddreißig nach Vorarlberg die Jungfräulichkeit verloren, weitergetanzt, schließlich ganz objektivbiologisch einer Kellnerin verfallen, und dann alles in Medjugore den Vögeln gebeichtet. Gescheitert am Versuch als David Bowie den Zivildienst zu absolvieren, trotzdem rattenscharf ausgesehen in der Uniform. Schließlich doch der Versuch, etwas Bildung zu erlangen und den bösen Märchenwolf zu spielen, weiter versucht Super-8 Filmakademiker zu werden oder Kellner – eines davon wurde mit einer Konventionalstrafe belegt, das Andere endete mit dem Bühnenbau einer Hölle im Wohnzimmer – ein Atelier vermietet (das mir nicht gehörte), die Inhalte der eigenen Ausstellung zum Müllabtransport vorbereitet am Gehsteig wiedergefunden (die haben mir gehört).
Unentschieden geblieben das Lebenskonzept nach Tom Waits oder nach Charles Bukowski auszurichten. Keinen Bausparvertrag abgeschlossen, am Kopfsteinpflaster sitzengeblieben und Tom Waits gehört während Charles Bukowski gelesen wurde. Als Schani Strauss dreimal täglich eine andere Frau geheiratet. Wahlweise Wohnrecht erhalten und zwischen der Franzensbrücke und einem gelben VW Käfer gependelt, im Winter alle Nachtdienste in der Rettung übernommen. Als Terrorist verhaftet worden und nach einer Nacht freigelassen, weil die Bilder doch keine Bomben waren. Zwei Flaschen Bier zum Spar zurückgetragen (wegen des Leerguts), kleine Osttirolerin gefunden (wegen der Liebe), das Pfandgeld vergraben im Kreisverkehr in Linz (wegen des Rituals), aber das erst fünfzehn Jahre später. Eine dänische U-Bootbesatzung in Gran Canaria unter den Tisch gesoffen, und die restlichen Kondome verschenkt. Während des Schneeschaufelns das erste Mal geschwängert worden und den Führerschein gemacht, eine Auszeit genommen, das zweite Mal geschwängert worden. In das langweilige Leben eines Vorstadtmannes gezogen, bis ein Kind vom Baum fällt und sich die Hand bricht. Ein Haus gebaut, Fotograf geworden, als Regisseur gearbeitet, geschieden, studiert, zu rauchen aufgehört. Den eigenen Großvater in einer violetten Orchidee wiedergesprochen.
In Piran am Campingplatz gelebt, eine feste Beziehung mit dem Wetterengel eingegangen, Georgie kennen gelernt. Zweites Haus gebaut, beide hergeschenkt (an die Exfrau), in der Stadt eine Wohnung genommen (für mich). Seufz! Von einer Maoriprinzessin gelernt, was Mwah heisst, Schwertkampf & Massieren gelernt, Schamane geworden (ohne Bankomatkassa), Dissertation verteidigt (mit Erfolg). Danach mehrmals im Jahr den Ötscher bestiegen, unter einem Bären aufgewacht, zwei große Lieben gefunden: Zum Märchenerzählen (die gibt´s noch). Einen Roman geschrieben (den niemand haben will), ein Hörspiel geschrieben und produziert (das alle haben wollen). Eine Flasche Gin Tonic ausgetrunken. Radioredakteur geworden.